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Essen und Trinken auf wienerisch

Internationale Food-Trends machen auch vor Wien nicht halt, wenn auch verspätet. Manche davon verleibt sich die Stadt ein. Manche verschwinden wieder.

“Wenn die Welt einmal untergehen sollte, ziehe ich nach Wien, denn dort passiert alles fünfzig Jahre später.”

Gustav Mahler

Als ich zuletzt in Brünn war – übrigens ein sehr empfehlenswerter Ausflug von Wien in eineinhalb Stunden mit dem Zug – ist mir aufgefallen: ich suchte nach dem ursprünglichen, nach dem was für die Stadt Typisches gegessen und getrunken wird: Bowls und Wraps, Asia und Croissants standen da nicht auf der Liste. Umso mehr freute ich mich über Topfen Haluska und frisch gezapftes Bier in einem Hinterhofbeisl.

Das lässt sich auch auf Wien Besuche übertragen. Ich bin ganz sicher, dass die meisten auf der Suche nach der authentischen Wiener Küche sind. Die Frage „Wo kann ich wienerisch und nicht touristisch essen, am besten nicht zu weit von der Pension entfernt?“ ist die nach dem W-lan Passwort am häufigsten gestellt Frage.

Brünn - Blick auf den Dom St. Peter und Paul. Foto Veronika Schöll
Brünn – Blick auf den Dom St. Peter und Paul. Foto Veronika Schöll

Deshalb hier ein paar Empfehlungen:

Essen tagsüber, klassisch in Wien: das Mittagsmenü – viele Gasthäuser bieten mittags ein Menü meist aus zwei Gängen – Suppe oder Salat, Hauptspeise – zeitliche begrenzt Montag bis Freitag 12.00-14.00, an. Hier kannst du die Küche des Lokals oder Kaffeehauses kennen lernen, meist einfache Wiener Küche (oft auch fleischlose Varianten und freitags Fisch) für wenig Geld genießen.

Modern Mittagessen: Wenn du in die Wipplingerstraße kommst, wird dir auffallen, dass unsere Straße inkl. Färbergasse eine richtige „Fressstraße“ mit vielen kleinen trendigen Foodbars ist, die mittags vor allem die vielen Angestellten der Banken, Kanzleien und Organisationen in unserem Grätzel verköstigen. Schwerpunkt leicht und gesund. Probiers aus, wenn du Hunger hast. Nachher, gegen das Nachmittagstief in die Cafetiere, ein kleines Kaffeehaus neu interpretiert, gleich neben der Pension Lerner.

Á-propos Kaffeehaus: Mein absoluter Liebling – das Café Bräunerhof – eine Oase der Ruhe, klassisch und echt. Thomas Bernhard war oft hier. Spürt man. Noch ein Tipp: Falls du wirklich das Café Central besuchen willst, wie fast alle anderen: reservier einen Tisch 🙂 dann kannst du elegant an der Warteschlange vorbei, ins Kaffeehaus treten. Etwas weiter weg, am Weg zum Hauptbahnhof, kombinierbar mit einem Besuch im Belvedere: das Café Goldegg – traumhafter Jugendstil.

Abendessen gehen wir in Wien recht früh, zwischen18:00 und 19.00 ist üblich. Und eher zu Anlässen, Geburtstag, Freunde treffen, Rendez-vous. Abends ist es empfehlenswert, einen Tisch zu reservieren.

Unser Liebling gleich ums Eck der Pension ist sicher das Brezlgwölb. Gibts schon lang, urig romantische Einrichtung und echte Wiener Küche, moderate Preise. Gerne gehen wir auch in die Feinkosterei am Judenplatz oder am Neuen Markt. Wiener Küche, modern interpretiert. Kleine Portionsgrößen ermöglichen es, sich durch mehr Gerichte zu kosten.

Feinkosterei am Judenplatz. Foto Veronika Schöll
Feinkosterei am Judenplatz. Foto Veronika Schöll

Wer sich über den Donaukanal wagt und in den zweiten Bezirk vordringt, ist in der Schönen Perle gut aufgehoben.

Wein und Bier. Im Stadtzentrum. Wir gehen gern zu den „Golsern“ in der Riemergasse. Wein (und Bier) und herrliche Schmankerln, superliebe Gastgeber, alles aus dem Burgenland, locken vor allem die Locals an. In Wien trinken wir sonst aber hauptsächlich Ottakringer Bier – die Brauerei steht im 16. Bezirk – Ottakring. Brauereiführung empfohlen!

Wein beim Heurigen. Neustift, Sievering, Grinzing, Nussdorf, Stammersdorf, Strebersdorf, Mauer – früher Wiener Vororte, in denen bis heute Wein angebaut und ausgeschenkt wird. Kürzlich wieder entdeckt haben wir einen alten Heurigen gleich bei der Endstation des 38ers (Straßenbahn vom Zentrum nach Grinzing) – den Berger. A la carte Essen sehr gut, Stube urig, Eigenbauwein meist bald ausgetrunken. Es gibt aber eine kleine, feine Weinkarte. Und einen traumhafter Altwiener Heurigengarten. Bereits eine Rarität, wissen mittlerweile schon viele, also reservieren!

Märkte. Ja, den Naschmarkt kann man sich schon anschauen. Und samstags anschließend den benachbarten Flohmarkt besuchen. Ist aber für mich kein richtiger Markt mehr. Viel interessanter ist der Brunnenmarkt im 16. Bezirk. Mit der Straßenbahn 2 bist du dabei. Hunger mitbringen – Multikulti erwartet dich auch kulinarisch.

Würstlstände Über den Wiener Würstlstand wurde schon viel gesagt. Tot und wieder auferstanden, beliebt vor allem nachts gegen den Rauschhunger. Best practice: gegrillte Käsekrainer – Beilagen: Scharfer oder süßer Senf, Pfefferoni, Gurkerl, Schwarzbrot. Übrigens bestellt niemand in Wien „A Eitrige mit an Bugl und an Sechzehner Blech“ Wirklich niemand. Bitte auch du nicht. Unser Liebling ist der Würstlstand beim Börsepark – nicht wundern, wenn du dich anstellen musst. Sehr beliebt, vor allem freitags afterwork und auch mittags als Alternative zum „gsunden“ Lunch. Alles Wurscht. So heißt nicht nur dieser Würstlstand. Wurscht bedeutet im Wienerischen auch: egal! Also – einfach Hingehen!

Alles Wurscht und die alte Börse. Foto Veronika Schöll
Alles Wurscht und die alte Börse. Foto Veronika Schöll

Fine Dining im schönsten Blumengeschäft Wiens – ein besonderer Tipp zum Schluss! Neben dem „Alles Wurscht“ steht die Alte Börse, ein imposanter roter Ziegelbau im Stil der Jahrhundertwende. Im Souterrain befindet sich der Lederleitner und das Restaurant Hansen. Mediterrane Kulinarik inmitten der herrlichsten Blumen-Markthalle. Einfach bezaubernd.

Mehr sommerliche Tipps folgen :-).

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